Durch verschiedene Objektive können Sie Ihre Kamera flexibel an praktisch jede fotografische Situation anpassen. Das Objektiv ist das Auge Ihrer Kamera. In Kombination mit dem Gehäuse bildet es eine fotografische Einheit. Doch wieso sollte das Objektiv einer Kamera überhaupt gewechselt werden? Was unterscheidet die verschiedenen Objektivarten voneinander? Wir haben Ihnen die wichtigsten Merkmale zusammengestellt.
Brennweite & Lichtstärke
Kennzeichnende Zahlen für Objektive sind die Brennweite und die Lichtstärke. Je größer die Brennweite eines Objektivs ist, desto enger wird der Bildausschnitt, der Vergrößerungsfaktor nimmt zu. Objektive mit einer veränderbaren Brennweite werden als Zoomobjektive bezeichnet, ein Objektiv mit Festbrennweite hingegen hat nur eine einzige Brennweite. Hersteller geben am Objektiv jeweils die Werte für die jeweils kleinste und größte einstellbare Brennweite an (beispielsweise 28-85mm). Die
Lichtstärke bezeichnet die größte einstellbare Blendenöffnung. Dieser Wert wird meistens als Kehrwert angegeben (beispielsweise 1/2,8 oder f/2,8). Die Blendenöffnung regelt die Menge an Licht, die durch das Objektiv auf den Bildsensor fällt. Je offener die Blende, desto mehr Licht fällt auf den Bildsensor. Dadurch wird auch die Tiefenschärfe beeinflusst. Je offener die Blende, desto geringer ist die Tiefenschärfe. Dinge, die vor oder hinter dem fokussierten Bereich liegen, werden unscharf. Je größer die maximale Blendenöffnung eines Objektives, desto stärker lässt sich dieser Effekt einsetzen. Ab einem Wert von etwa f/2,8 oder kleiner gelten Objektive als besonders lichtstark. Beachten Sie, dass die Lichtstärke nicht immer durchgängig ist, bei Zoom-Objektiven also bei höheren Zoomstufen abnimmt. Um die kleinste Blendenöffnung hingegen muss man sich beim Objektivkauf in der Regel keine Gedanken machen, hier erreichen alle gängigen Objektive gute und für die Praxis ausreichende Werte. Zu beachten ist noch der sogenannte Crop-Faktor der Kamera. Dieser ergibt sich daraus, dass die Brennweiten von Objektiven immer in Bezug auf das sogenannten klassische „Kleinbild“ angegeben werden. Dieses Maß ist an die analoge Fotografie angelehnt und beschreibt heutzutage 24 x 36 mm große Bildsensoren, auch als „Vollformat“ bekannt. Nutzt man beispielsweise ein Objektiv mit 100 mm Brennweite an einem Vollformat-Sensor, verhält es sich auch wie ein 100 mm Objektiv. Der Crop-Faktor kommt zum Tragen, wenn man dieses Objektiv an einem kleineren Sensor nutzt, beispielsweise APS-C. Diese kleineren Sensoren kommen in Einsteiger- bis Mittelklasse-Spiegelreflexkameras zum Einsatz. Da sie kleiner sind, erfassen sie nur einen Ausschnitt des Bildes, das ein Objektiv auf den Bildsensor wirft. Dadurch schneiden sie einen Teil des Bildes aus (engl. „crop“) und bewirken somit eine Ausschnitts-Vergrößerung. Diese Ausschnitts-Vergrößerung wiederum wirkt im Prinzip wie eine Verlängerung der Brennweite. Der Faktor liegt bei Canon bei 1,6. Bei anderen Herstellern in der Regel bei 1,5. Somit wirkt ein Objektiv mit 100 mm Brennweite an einer Canon APS-C Kamera durch den Crop-Faktor von 1,6 wie ein Objektiv mit einer Brennweite von 160 mm. Dies kann ein Vorteil sein, wenn man längere Brennweiten nutzen möchte, jedoch auch ein Nachteil, wenn man sehr kleine Weitwinkel-Brennweiten nutzt. Ein 10 mm Objektiv wird z. B. durch den Crop-Faktor zu einem 16 mm Objektiv und verliert dadurch einen Teil des Weitwinkel-Effektes. Objektive können anhand des möglichen Bildwinkels, der von der Objektivbrennweite und der Sensor-/ Negativgröße der Kamera abhängig ist, unterteilt werden:
Normalobjektiv
Normalobjektive haben einen Blickwinkel, der dem des menschlichen Auges entspricht. Dadurch wird die Wirklichkeit effektfrei und authentisch abgelichtet. Sie haben eine feste Brennweite von 35 bis ca. 55 mm und eine hohe Lichtstärke. Ein Normalobjektiv zählt meist zur Standardausrüstung einer Spiegelreflexkamera und ist für die meisten Fotografischen Anforderungen durchaus ausreichend. Die Inflexibilität aufgrund einer festen Brennweite kann sowohl negativ als auch positiv empfunden werden. Für speziellere Anwendungen reicht ein Normalobjektiv oftmals nicht aus. Um das Motiv näher abzubilden, müssen Sie näher an das Motiv herantreten - dadurch sind Sie gewissermaßen jedoch auch näher an der Bildentstehung beteiligt.
Weitwinkelobjektiv
Weitwinkelobjektive haben eine kleine Brennweite und dementsprechend einen größeren Bildwinkel. Dadurch ist es möglich, nah an das Motiv heranzugehen und es trotzdem vollständig abzubilden. Bei Landschaftsaufnahmen beispielsweise kann die Weite der Landschaft komplett erfasst und betont werden. Es entstehen durch ein Weitwinkelobjektiv Verfremdungen und Überzeichnungen am Bildrand, welche das Bildergebnis zum einen steigern oder als negativ empfunden werden können. Je mehr in ein Foto hineingezwängt wird, desto kleiner und unscheinbarer wird alles was darauf zu sehen ist. Auch ein Foto hat feste Grenzen - überladene Motive wirken unordentlich, verwirrend. Es wird in Weitwinkel, Superweitwinkel und extreme Superweitwinkel unterschieden. Der Superweitwinkelbereich beginnt bei 24mm Brennweite.
Makroobjektiv
Mit Makroobjektiven können Aufnahmen im Nahbereich, bis zu einem Abbildungsmaßstab von 1:1 durchgeführt werden. Dies führt zu einer lupenähnlichen Vergrößerung von kleinen Details und bietet sich besonders gut zum Fotografieren von kleinen Gegenständen, Tieren und in der Naturfotografie an.
picsastock.com/LensCapTimPhotography
Teleobjektiv
Teleobjektive haben eine längere Brennweite als die Bilddiagonale und einen kleineren Bildwinkel. Dadurch können distanzierte Motive herangeholt und vergrößert werden. Dies bietet sich vor allem für das unbeobachtete Fotografieren, wie beispielsweise in der Sport- und Tierfotografie an. Hierbei werden sie meist aus Notwendigkeit, nicht als Gestaltungsmöglichkeit genutzt. In der Landschaftsfotografie bieten sich Teleobjektive an, da sie die Perspektive verflachen – die Größenunterschiede zwischen vorne und hinten schmelzen förmlich dahin und Entfernungen zwischen Raum und Objekt werden als kleiner, verdichtet empfunden. Je größer die Brennweite der Teleobjektive ist, desto größer, schwerer, teurer und anspruchsvoller in der Anwendung werden sie. Ein spontaner Einsatz ohne entsprechendes Stativ ist nicht möglich.
Fisheyeobjektive
Fisheyeobjektive haben eine stark nach außen gewölbte Linse, wodurch ein extrem großer Bildwinkel von bis zu 180 Grad erzielt wird. Dadurch wird eine komplette Rundumsicht um einen festen Mittelpunkt ermöglicht. Bildlinien werden nur in der Bildmitte korrekt wiedergegeben, am Bildrand werden sie stark gekrümmt. Eingesetzt wird das Fisheyeobjektiv bei Panoramafotografien, außergewöhnlichen Porträtfotografien sowie in der experimentellen Fotografie.
Spezialobjektive
Für weitere spezielle Fototechniken können Spezialobjektive verwendet werden. Diese werden hauptsächlich von experimentierfreudigen Fotografen verwendet und spielen in den meisten Bereichen der Fotografie keine entscheidende Rolle. An dieser Stelle seien folgende Spezialobjektive erwähnt: Spiegellinsenobjektive, Tilt-Shift-Objektive, Lensbabies. Vor dem Kauf eines Objektivs sollten Sie sich fragen, welche Ansprüche Ihr Wunschobjektiv erfüllen soll: Wechselobjektive sind zwar von großem Vorteil wenn man sie braucht, jedoch kommen viele Fotografen für einen großen Teil ihrer Fotos mit einem einzigen Objektiv aus. Eine große Auswahl an Objektiven bedeutet nicht automatisch bessere Fotografien.